In der Go Be Transformationswerkstatt in Görlitz kamen am 5. Juni 2025 Vertreter:innen aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst, Gesundheit und von Gewerkschaften zur generationsübergreifenden Ausbildungswerkstatt zusammen. Eingeladen hatten das Stark-Projekt Revierwende und das Ausbildungscluster Zukunftsmacher, begleitet vom IMU-Institut. Ziel: Austausch, Verständnis und neue Ideen für ein Miteinander der unterschiedlichen Generationen.
Teilgenommen haben u. a. einige Auszubildende, Vertreter der Polizei, der Verwaltung, aus Gesundheitswesen, Handwerk und Industrie – eine bunte Mischung, wie sie für die Ausbildungslandschaft in der Lausitz typisch ist. Sehr gefreut haben wir uns über die Teilnahme unserer Cluster-Unternehmen V.D. Ledermann & Co. GmbH aus Bautzen sowie Ineos Styrolution, die bis aus Schwarzheide nach Görlitz kamen.
Herausforderungen im Strukturwandel
Die Lausitz steht vor gewaltigen Veränderungen: In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter um 30 % gesunken – das entspricht rund 130.000 Personen. In den nächsten zehn Jahren werden weitere 30.000 Menschen altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen. Es geht also nicht nur um Fachkräftesicherung – es geht um die Zukunftsfähigkeit der gesamten Region.
Moritz Baumert, Referent beim Projekt Revierwende, betonte die Notwendigkeit, die Stimme der Beschäftigten im Strukturwandel zu stärken – gerade im Hinblick auf Ausbildung und Arbeitsbedingungen.
Was bewegt die junge Generation?
Einen zentralen Input lieferte Marcus Eckelt von der TU Berlin: Seine Analyse von Bildungsbiografien zeigte deutlich, wie vielfältig und gleichzeitig brüchig die Wege ins Berufsleben geworden sind. In Sachsen beginnen junge Menschen im Schnitt mit 19 Jahren ihre Ausbildung, bundesweit mit 20. Übergänge sind lang, verlaufen häufig instabil, und wer mit niedriger Schulbildung startet, hat oft schlechte Karten.
Diese Erkenntnisse unterstreichen: Das System erschwert jungen Menschen oft den Einstieg – statt ihn zu erleichtern. Österreich löst es besser, so der Tenor.
Vertieft wurden diese Daten durch zwei aktuelle Studien:
-
Die Shell-Jugendstudie, die bundesweit Trends zur Motivation junger Menschen beleuchtet
-
Die Lausitzer Jugendbefragung 2025, durchgeführt bei Ausbildungsmessen in der Region
Die Lausitzer Befragung zeigt: Junge Menschen sehen Potenzial in der Region – aber sie bleiben nur, wenn die Bedingungen stimmen. Gewünscht werden:
-
gute Ausbildungsqualität
-
moderne Ausstattung
-
faire Bezahlung
-
attraktive Freizeit- und Kulturangebote
-
Wohnraum
-
respektvoller Umgang auf Augenhöhe
Was funktioniert – und was braucht Veränderung?
In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden im World Café-Format zu vier Schwerpunkten:
-
„Ringlicht und Reichweite“ – Digitalisierung & neue Berufsbilder
-
„Welcome to the Kuschelzone“ – Kommunikations- & Unternehmenskultur
-
„Das Leben ist kein Ponyhof“ – Werte & Bedürfnisse der Gen Z
-
„Die wissen gar nicht mehr, was echte Probleme sind“ – Realität & Perspektiven der Älteren
Der Austausch war offen, direkt, teilweise kontrovers – aber immer von Respekt getragen. Es wurde deutlich: Die junge Generation kommuniziert schneller und direkter, wünscht sich Erklärungen statt Anweisungen, Feedback statt Befehle. Gleichzeitig braucht es auf Seiten der „Generation Gleitsicht“ mehr Bereitschaft zum Perspektivwechsel – und die Erkenntnis, dass gewohnte Ausbildungslogiken hinterfragt werden dürfen. Die Top 3 aus unserer Sicht:
🔹 Sinn vor Routine: Junge Menschen möchten verstehen, wofür sie etwas tun. Wer Aufgaben wie das Putzen im Klinikum mit „Das war schon immer Azubi-Aufgabe“ begründet, erntet Unverständnis. Wer erklärt, dass man dabei Patientenkontakt übt und Kommunikationskompetenz aufbaut, gewinnt Engagement.
🔹 Sichere Perspektiven: Trotz aller Mobilität wünschen sich viele einen verlässlichen Rahmen – geregelte Arbeitszeiten, planbare Karrieren, echte Zukunftschancen.
🔹 Mitgestalten statt nur mitlaufen: Die Gen Z will gehört werden – ob bei WhatsApp-Kommunikation im Betrieb oder in der Frage, wie die Ausbildung organisiert wird.
Best Practice: Siemens Energy
Janek Tiefel zeigte am Beispiel von Siemens Energy, wie Ausbildung mit der Gen Z gestaltet werden kann. Dort wurde das Ausbildungskonzept komplett neu gedacht – gemeinsam mit den Jugendlichen. Ergebnis: größere Identifikation, mehr Motivation, besseres Feedback. Sein Credo: „Wenn ich meinen Azubis die Sinnhaftigkeit nicht erklären kann, muss ich mit unmotiverten jungen Leuten leben.“
Janek Tiefel, Siemens Energy
Fazit: Dialog statt Dogma
Generationskonflikte gab es schon immer – entscheidend ist, wie man damit umgeht. Dieser Workshop war ein gelungener Auftakt für neue Formen des Austauschs in der Lausitz. Denn nur, wenn junge Menschen sich verstanden und gebraucht fühlen, entscheiden sie sich für eine Ausbildung in der Region.
Mit offenem Ohr, ehrlichem Interesse und einem Teller frischer Pasta (zubereitet von Jacek und Inga) fand der Tag seinen Abschluss – und hoffentlich viele neue Anfänge.
Fotos: Paul Glaser
In der Go Be Transformationswerkstatt in Görlitz kamen am 5. Juni 2025 Vertreter:innen aus Wirtschaft, öffentlichem Dienst, Gesundheit und von Gewerkschaften zur generationsübergreifenden Ausbildungswerkstatt zusammen. Eingeladen hatten das Stark-Projekt Revierwende und das Ausbildungscluster Zukunftsmacher, begleitet vom IMU-Institut. Ziel: Austausch, Verständnis und neue Ideen für ein Miteinander der unterschiedlichen Generationen.
Teilgenommen haben u. a. einige Auszubildende, Vertreter der Polizei, der Verwaltung, aus Gesundheitswesen, Handwerk und Industrie – eine bunte Mischung, wie sie für die Ausbildungslandschaft in der Lausitz typisch ist. Sehr gefreut haben wir uns über die Teilnahme unserer Cluster-Unternehmen V.D. Ledermann & Co. GmbH aus Bautzen sowie Ineos Styrolution, die bis aus Schwarzheide nach Görlitz kamen.
Herausforderungen im Strukturwandel
Die Lausitz steht vor gewaltigen Veränderungen: In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter um 30 % gesunken – das entspricht rund 130.000 Personen. In den nächsten zehn Jahren werden weitere 30.000 Menschen altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen. Es geht also nicht nur um Fachkräftesicherung – es geht um die Zukunftsfähigkeit der gesamten Region.
Moritz Baumert, Referent beim Projekt Revierwende, betonte die Notwendigkeit, die Stimme der Beschäftigten im Strukturwandel zu stärken – gerade im Hinblick auf Ausbildung und Arbeitsbedingungen.
Was bewegt die junge Generation?
Einen zentralen Input lieferte Marcus Eckelt von der TU Berlin: Seine Analyse von Bildungsbiografien zeigte deutlich, wie vielfältig und gleichzeitig brüchig die Wege ins Berufsleben geworden sind. In Sachsen beginnen junge Menschen im Schnitt mit 19 Jahren ihre Ausbildung, bundesweit mit 20. Übergänge sind lang, verlaufen häufig instabil, und wer mit niedriger Schulbildung startet, hat oft schlechte Karten.
Diese Erkenntnisse unterstreichen: Das System erschwert jungen Menschen oft den Einstieg – statt ihn zu erleichtern. Österreich löst es besser, so der Tenor.
Vertieft wurden diese Daten durch zwei aktuelle Studien:
-
Die Shell-Jugendstudie, die bundesweit Trends zur Motivation junger Menschen beleuchtet
-
Die Lausitzer Jugendbefragung 2025, durchgeführt bei Ausbildungsmessen in der Region
Die Lausitzer Befragung zeigt: Junge Menschen sehen Potenzial in der Region – aber sie bleiben nur, wenn die Bedingungen stimmen. Gewünscht werden:
-
gute Ausbildungsqualität
-
moderne Ausstattung
-
faire Bezahlung
-
attraktive Freizeit- und Kulturangebote
-
Wohnraum
-
respektvoller Umgang auf Augenhöhe
Was funktioniert – und was braucht Veränderung?
In Gruppen diskutierten die Teilnehmenden im World Café-Format zu vier Schwerpunkten:
-
„Ringlicht und Reichweite“ – Digitalisierung & neue Berufsbilder
-
„Welcome to the Kuschelzone“ – Kommunikations- & Unternehmenskultur
-
„Das Leben ist kein Ponyhof“ – Werte & Bedürfnisse der Gen Z
-
„Die wissen gar nicht mehr, was echte Probleme sind“ – Realität & Perspektiven der Älteren
Der Austausch war offen, direkt, teilweise kontrovers – aber immer von Respekt getragen. Es wurde deutlich: Die junge Generation kommuniziert schneller und direkter, wünscht sich Erklärungen statt Anweisungen, Feedback statt Befehle. Gleichzeitig braucht es auf Seiten der „Generation Gleitsicht“ mehr Bereitschaft zum Perspektivwechsel – und die Erkenntnis, dass gewohnte Ausbildungslogiken hinterfragt werden dürfen. Die Top 3 aus unserer Sicht:
🔹 Sinn vor Routine: Junge Menschen möchten verstehen, wofür sie etwas tun. Wer Aufgaben wie das Putzen im Klinikum mit „Das war schon immer Azubi-Aufgabe“ begründet, erntet Unverständnis. Wer erklärt, dass man dabei Patientenkontakt übt und Kommunikationskompetenz aufbaut, gewinnt Engagement.
🔹 Sichere Perspektiven: Trotz aller Mobilität wünschen sich viele einen verlässlichen Rahmen – geregelte Arbeitszeiten, planbare Karrieren, echte Zukunftschancen.
🔹 Mitgestalten statt nur mitlaufen: Die Gen Z will gehört werden – ob bei WhatsApp-Kommunikation im Betrieb oder in der Frage, wie die Ausbildung organisiert wird.
Best Practice: Siemens Energy
Janek Tiefel zeigte am Beispiel von Siemens Energy, wie Ausbildung mit der Gen Z gestaltet werden kann. Dort wurde das Ausbildungskonzept komplett neu gedacht – gemeinsam mit den Jugendlichen. Ergebnis: größere Identifikation, mehr Motivation, besseres Feedback. Sein Credo: „Wenn ich meinen Azubis die Sinnhaftigkeit nicht erklären kann, muss ich mit unmotiverten jungen Leuten leben.“

Janek Tiefel, Siemens Energy
Fazit: Dialog statt Dogma
Generationskonflikte gab es schon immer – entscheidend ist, wie man damit umgeht. Dieser Workshop war ein gelungener Auftakt für neue Formen des Austauschs in der Lausitz. Denn nur, wenn junge Menschen sich verstanden und gebraucht fühlen, entscheiden sie sich für eine Ausbildung in der Region.
Mit offenem Ohr, ehrlichem Interesse und einem Teller frischer Pasta (zubereitet von Jacek und Inga) fand der Tag seinen Abschluss – und hoffentlich viele neue Anfänge.
Fotos: Paul Glaser